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Erstes Kapitel.
Einleitung.
Aus dem Gesetze von der Erhaltung der Materie und der Energie ergibt
sich, dass die lebenden Wesen, die Pflanzen und Tiere, weder neue Materie
hervorbringen, noch neue Energie erzeugen können. Sie sind nur darauf hin-
gewiesen, die schon vorhandene Materie von aussen aufzunehmen und zu ver-
arbeiten, die schon gegebenen Energieformen in neue umzusetzen.
Aus nur wenigen, ihr als Nährstoffe dienenden, verhältnismässig einfachen
Verbindungen, hauptsächlich Kohlensäure und Wasser nebst AmmoniakVerbin-
dungen oder Nitraten und einigen Mineralstoffen, baut die Pflanze die ungemein
mehr zusammengesetzten Bestandteile ihres Organismus — Eiweissstoffe, Kohle-
hydrate, Fette, Harze, organische Säuren u. a. — auf. Die chemische Arbeit
innerhalb der Pflanze muss also, wenigstens der Hauptsache nach, eine Synthese
sein, und daneben kommen in ihr in grossem Umfange auch Reduktions-
prozesse vor. Durch die strahlende Energie der Sonne Avird nämlich in den
grünen Teilen der Pflanze aus der Kohlensäure und dem Wasser Sauerstoff
abgespalten und diese Reduktion wird allgemein als Ausgangspunkt der folgenden
Synthesen betrachtet. In erster Linie soll hierbei nach einer von A. v. Baeyer^]
herrührenden Hypothese Formaldehyd entstehen, CO^ -f- HgO = CHgO -[- Og,
welcher darauf durch Kondensation in Zucker übergeht. Aus dem Zucker
können dann andere Stoffe aulgebaut werden.
Es ist in der Tat auch W. Loeb^) gelungen, durch stille elektrische
Entladungen aus Kohlensäure und Wasser Formaldehyd und daneben als Poly-
mensationsprodukt Glykolaldehyd, CHgOH . OHO, aus welchem Zucker leicht
entstehen kann, zu erhalten; aber die Bedingungen, unter welchen diese Stoffe
^tstanden, dürften nicht auf die Verhältnisse in den Pflanzen übertragbar sein,
^on grosserem Interesse sind die Untersuchungen von Usher und Pristley^),
’) Ber. d. d. chem. Gesellsch. 3.
) Zeitschr. f. Elcktrochem. 12
’) Fr. Usher u. J. H. Pristley, Proc. Eoy. Soc. London 78. Ser. B.
Hammarsten. PLysiologischo Chemie. Siebente Auflage.
1
Chemische
V orgänge
in der
Pflanze.
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