Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 7. Chylus, Lymphe, Transsudate und Exsudate - I. Chylus und Lymphe
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Lymphbildung. 827
Venen hat eine Vermehrung der Lymphmenge zur Folge. Sogar sehr erheb-
liche Änderungen des Aortendruckes beeinflussen dagegen nach Heidenhain
die Ergiebigkeit des Lymphstromes nur wenig. Durch kräftige aktive und
passive Bewegungen der Glieder kann man die Lymphmenge steigern (Lesser).
Unter dem Einflüsse der Curarevergiftung findet eine Vermehrung der Lymph-
absonderung statt (Paschutin, Lesser) i)
und es nimmt hierbei auch die Menge
der festen Stoffe in der Lymphe zu.
Von besonders grossem Interesse sind aber die lymphtreibenden Stoffe,
die sog. Lymphagoga, von denen es nach Heidenhain^) zwei verschiedene
Hauptgruppen gibt. Die Lymphagoga erster Ordnung Extrakte auf Elrebs-
muskeln, Blutegeln, Anodonten, Leber und Darm von Hunden, ferner Pepton,
Hühnereiweiss, Erdbeerenextrakt, Stoffwechselprodukte von Bakterien u. a. —
bewirken eine reichliche Lymphabsonderung ohne Erhöhung des Blutdruckes
und hierbei wird das Blutplasma ärmer, die Lymphe dagegen reicher an Eiweiss
als vorher. Für die Bildung dieser Lymphe, die von ihm als Blutlymphe be-
zeichnet wurde, glaubte Heldenhain eine besondere sekretorische Wirkung des
KapiUarwandendotheles annehmen zu müssen. Die Lymphagoga zweiter Ordnung
— wie Zucker, Harnstoff, Kochsalz und andere Salze — rufen ebenfalls eine
reichliche Lymphbildung hervor. Hierbei werden aber sowohl das Blut wie die
Lymphe reicher an Wasser als vorher. Dieser vermehrte Wassergehalt rührt
nach Heidenhain von einer vermehrten Wasserabgabe der Gewebselemente her,
und diese Lymphe soll also nach ihm hauptsächlich Gewebelymphe sein. Für
die Bildung dieser Lymphe muss allerdings die Diffusion eine grosse Bedeutung
haben; daneben sollen aber auch — nach Heidenhain wenigstens für gewisse
Stoffe wie den Zucker — die Endothelzellen sekretorisch wirksam sein.
Während man früher die Lymphbildung in rein physikalischer Weise,
hauptsächlich durch Filtration und ferner durch Osmose zwischen Blut und Ge-
webeflüssigkeit zu erklären versucht hatte, war es also nach Heidenhain, dem
sich auch Hamburger später anschloss, notwendig, ausserdem auch eine aktive,
sekretorische Tätigkeit des Kapillarendothels anzunehmen.
Eine andere Anschauung, welche ebenfalls neben den physikalischen Vor-
gängen ein besonderes physiologisches Moment zur Erklärung der Lymphbildung
heranzieht, rührt von Asher und seinen Mitarbeitern (Barbera, Gies und
Busch) her. Nach ihnen ist die Lymphe ein Produkt der Arbeit der Organe;
ihre Menge ist von der grösseren oder geringeren Tätigkeit derselben abhängig,
und die Lymphe ist dadurch ein Mass der Arbeit der Organe. Die nahe
Beziehung zwischen Lymphbildung und Organarbeit ist auch für mehrere
Organe, insbesondere für die Leber, bewiesen worden. Starling hatte gezeigt.
Lessee, Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig, Jahrg. 6; Paschutin ebenda 7.
*) Heidenhain, Pflügers Arch. 49. Vergl. auch Hamburger, Zeitschr. f. Biol. 27
’ u. 30 und besonders Zieglers Beitr. zur path. Anat. u. zur allgem. Path. 14, S. 443, ferner
’
Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1895 u. 1896.
Wirkung
des Blut-
druckes und
anderer
Umstände.
Lymph-
agoga und
Lymph-
bildung.
Lymph-
bildung.
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