Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - XII. Von Jenisseisk nach Krasnojarsk
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204 Zwolftes Kapitel.
warm die Hand. Ich sprach ihm selbstverstandlich mein pflicht
fchuldiges Mitleid iiber eine derartige geistige Einsamteit aus.
im iiorigen aber muhte ich sagen, ich hatte einen ganz andern
Eindruck erhallen und sei sehr vielen cmsprechenden Menschen bl^
gegnet. „Ach." erwiderte er, „Sic termen sic nur nicht, das sind
alles bloh Verbrecher, sehen Sic, alles bloh Verbrecher!"
Nun, Verbrecher sind nicht das Element, das man nach
modernen rassenhygienischen Grundscitzen gern zur Vermehrung aus
sucht: aber man darf nicht vergessen, dah ein groher Teil der nach Si
birien Gelommenen aus politischen Gefcmgenen oder Verbcmnten be
stand und auch aus religiosen Seltierern, die nach dem Gebot der
heiligen russischen Kirche nicht in Ruhlcmd weilen durften. Dies
waren, mit andern Worten, Leute, die eine Nberzeugung hatten
und zugleich berett waren, fiir ihre Nberzeugung zu leiden — es
waren mit die besten Elemente des russischen Volles, und sic konnte
man sich wohl gern als Fortpflanzer der Rasse wiinschen. Man muh
daher eine Vevollerung erwarten, die zwar ziemlich gemischt sem
wird, unter der es aber viele tiichtige Krcifte geben karm. Wenn sich
diese Krcifte noch nicht stark entfaltet haben, so ist das auheren Ver
hattnissen zuzuschreiben, dem Schlummerzustand, worin sich das
Land bis zu einem gewissen Grad noch jetzt befindet. Doch eines
Tåges, wenn das Voll ganz envacht und die gefesselten Krcifte frei
werden. werden wir neve Stimmen aus Sibirien horen, denn das
Land hat eine lulunft, des konnen wir gewih sein. —
22. S e p t e m b e r. Hier in lenisseisk warteten unser atterhand
Empfangsfeierlichleiten. Um 10 Uhr vormittags waren wir ein?
geladen, die hohere Schule fiir Knaben zu besuchen. Wir tretten
in jede Klasse und begriihten die Knaben, die gesund, munter und
lebensfroh ausscchen: dann versammelten sich alle im grohen Schul
saal. Die kleinen Schiilerinnen der Mcidchenschule der Sladt lamM
auch hinzu, und nun hielt ich einen Vortrag iiber die Reise mit
der „Fram" durch das Polarmeer wahrend der Jahre 1893—96
und zeigte ihnen auf einer grohen Landkarte, wo wir Icings der Nord
kiifte ihres grohen Sibiriens entlcmg gedamvft und dann mit dem
Eise getrieben waren. Ich sprach Englisch, wovon sie lein Wort
velstanden: aber Wostrotin iibersetzte, und sie schienen mit Interesse
zuzuhoren und fiir unsern Vesuch, der gegen drei Ctunden dauerte,
dcmlbar zu sein. Die Knabenschule erhielt den ganzen Tag frei:
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