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(1915) [MARC] - Tema: War
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Tyska svar: - Georg Simmel

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Professor Simmel har i ett särskilt tillägg fordrat
att hans svar tryckes även på originalspråket, då han
betvivlar möjligheten av en exakt nyanserad
översättning. Villkoret uppfylles härmed.


                Strassburg (Elsass), den 12 April 1915.

        Sehr geehrter Herr!

Ihre Frage, welche Aussichten für das Wiederaufleben
einer europäischen Gemeinschaft der geistigen Kultur
bestehen, ist heute noch nicht in einer Weise zu
beantworten, die selbst auf das geringste Mass
wissenschaftlicher Objektivität und Wahrscheinlichkeit Anspruch
machen kann. Gerade so dunkel, wie die politische und die
wirtschaftliche Zukunft Europas, ist die
geistig-kulturelle. Dies scheint freilich paradox, weil jedes
europäische Land einen alten, seine geistige Weiterentwicklung
bedingenden Besitz an wissenschaftlicher und religiöser,
künstlerischer und philosophischer Kultur besitzt, der mit
dem Besitz des andern in einer Weise verwandt und
verbunden ist, zu der die politischen und wirtschaftlichen
Interessen kaum eine Analogie zeigen. Allein dies wird
dadurch ausgeglichen, dass die geistigen Beziehungen von
Land zu Land viel mehr als diese anderen von den
Stimmungen und Neigungen einzelner Persönlichkeiten
abhängig sind. Und diesen scheint im allgemeinen eine
Wiederaufnahme solcher Beziehungen so völlig fern zu
liegen, dass es ganz nutzlos ist, jetzt über deren Chancen
Betrachtungen anzustellen. Wir müssen abwarten, ob
der Friedenschluss hier etwa einen unerwarteten
Umschwung bringt. Wenn ich meine ganz persönliche
Meinung aussprechen darf, so ist sie freilich ziemlich
pessimistisch. Das geistige Gebilde Europa, an dem wir
älteren gebend und nehmend teil zu haben glaubten, ist
so zerrissen, dass mir sein Wiederzusammenwachsen in
ganz weiter Ferne zu liegen scheint. Nicht nur die akute
Erbitterung hat es gesprengt, sondern bei dieser
Gelegenheit zeigt sich eine Fremdheit und Spaltung der tiefsten
Wesensrichtungen und letzten Ueberzeugungen, die von
dem Gemeinsamen und den friedlichen, hin- und
hergehenden Beziehungen nur oberflächlich überdeckt waren.
Mit Grauen sehen wir in diese Abgründe zwischen den
Gesinnungen der Gelehrten und Künstler der verschiedenen
Nationen hinein, die stets bestanden haben müssen und
die die jetzige Erschütterung erst sichtbar gemacht hat.

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