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Antigeue und Antikörper. 71
teriengifte, Kizin (aus dem Samen von Ricinus communis), ferner Enzyme sowje
auch gewisse Eiweisskörper ohne spezielle Wirkungen. Die Reaktion mit den
Antikörpern (welche im Blutserum der Tiere enthalten sind) äussert sich bei
den Giften durch Aufhebung der Giftwirkung, bei den Enzymen durch Hemmung
der Enzymwirkung und bei gewissen Eiweisskörpern durch Bildung eines Nieder-
schlages, der sowohl das Antigen wie den Antikörper enthält. Antikörper vom
letzten Typus werden Preci pitine genannt.
Werden gewisse Zellen, z. B. Bakterien, Blutkörperchen, Spermatozoen
Tieren eingespritzt, so werden Antikörper gebildet, welche Immunkörper
(auch Ambozeptoren oder Sensibilisatoren) genannt weiden. An und
für sich sind die Immunkörper unwirksam, bilden aber zusammen mit normal
im Serum vorkommenden Substanzen, Komplementen, sogen. Zytotoxine,
welche die ihre Bildung auslösenden Zellengattungen zerstören. Solche Zyto-
toxine werden Bakteriolysine, Hämolysine usf. genannt, je nach der
Art der angewandten Zellen. Die Immunkörper sind spezifisch und dazu gegen
Hitze beständig; die Komplemente können mit verschiedenen Immunkörpern
zusammen arbeiten und sind sehr labil, indem dieselben meist bei 56° in einer
halben Stunde zerlegt werden. Andere unter dem Einfluss von eingespritzten
Zellen erzeugten Antikörper zeigen dadurch ihre Wirkung, dass die ihre Bildung
auslösenden Zellen sich zusammenflocken und aneinander kleben. Solche Anti-
körper werden A gg lu ti n i n e genannt.
Am längsten bekannt (durch die bahnbrechenden Untersuchungen von
V. Behring^) und am besten studiert sind diejenigen Antikörper, welche durch
Toxine erzeugt werden und welche die Wirkung der Toxine auf den animalen
Organismus neutralisieren (Antitoxine). Nach einer älteren Ansicht geschah
dies durch irgend welche Einwirkung des Antikörpers auf die gegen die Toxine
empfindlichen Zellen. Nachdem es sich aber herausgestellt hat, dass die Toxine
auch in vitro durch die Antikörper neutralisiert werden, ist man nunmehr fast
allgemein der Ansicht, dass die Neutralisierung durch irgend welche Verbindung
zwischen dem Toxin und dem Antikörper zustande kommt. Über die Natur
dieser Verbindung und über die Weise, wie dieselbe gebildet wird, darüber gehen
die Ansichten sehr auseinander.
Die älteste Theorie, welche sehr zur Kenntnis hierhergehöriger Verhältnisse
beigetragen hat, rührt von P. Ehrlich her, dem man die Methode verdankt,
eine Toxinmenge durch Einspritzung an Tieren zu messen. Als Einheit wird
diejenige Toxinmenge gewählt, welche eben genügt, um ein Meerschweinchen
von gegebenem Gewicht in einer gewissen Zeit zu töten. Nach der sogen.
Seitenketten theorie von Ehrlich 2) besitzen die Toxine einerseits eine
sogen, haptophore Gruppe, mittelst welcher das Toxin sich an gewissen Zellen
festzuhalten vermag, und andererseits eine sogen, toxophore Gruppe, durch die
Toxin .eine giftige Wirkung ausübt. Die Bildung der Antikörper nach
’) Deutsch, mcd. Wochenschr. 1892; Zeitschr.
") Siehe z. B. Michaelis, Die Bindungsgesetze
f. Hygiene 12, 1892.
von To.xin und Antitoxin, Berlin 1905.
Lösliche
Antigene.
Zellen als
Antigene.
Immun-
körper
und Kom-
plemente.
Antitoxine.
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