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72
Zweites Kapitel
Ehrlichs
Seiten-
ketten-
theorie
Toxoide.
Beihenfolge
des Neutra-
lisierens.
Ambozep-
toren.
dem Einspritzen der Toxitte Hegt nach Ehrlich daran, dass diejenige., Zellen
tselche diuch die Toxme angegriffen werden, mit sogen. Rezeptoren ausgerüstet
Sind, welche für die Haftorgane der Toxine eben passen; 1 Toxine“
a so an den f.aglichen Zellen verankert und können dann mit Hilfe der toxo-
phoren Gruppe ihre Wirkung anfangen. Durch die Inanspruchnahme der
Rezeptoren werden die Zellen zu erneuerter Produktion von Rezeptoren gereizt
und zwar werden^ so viele Rezeptoren hergestellt, dass dieselben abgestossen’
werden und frei im Blutplasma erscheinen. Diese im Blute zirkulierenden Rezep-
toren sind die Antikörper. Da dieselben imstande sind, die Toxine zu binden,
vermögen sie die mit den gleichen Rezeptoren versehenen Zellen gegen das
Toxin zu schützen, unter dessen Einfluss sie gebildet wurden. Die toxophore
Gruppe der Toxine kann beim Aufbewahren allmählich zerstört werden. Ein
so verändertes Toxin kann sich fortwährend an Zell-Rezeptoren verankern und da-
durch die Bildung von Antikörpern au.slösen, aber keine giftige Wirkung aus-
üben. Ein Toxin ohne toxophore Gruppe wird von Ehrlich Toxoid genannt
Aus dem Gesagten folgt auch, dass die Toxoide sich mit dem Antikörper ver-
binden können.
Beim Neutralisieren eines Toxins entsteht nach Ehrlich eine chemische
\eibindung zwischen dem Toxin und dem Antikörper und zwar wird von
dieser Verbindung so viel gebildet, dass entweder das Toxin oder der Anti-
körper vollständig verbraucht wird. Nun sind aber die Bakteriengifte keine
einfachen Körper, sondern Mischungen von mehreren Giften von verschiedener
Giftigkeit und verschiedener Avidität zum Antikörper. Meistens werden die
giftigsten zuerst neutralisiert, aber es kommt auch vor, dass ein weniger giftiger
oder sogar ungiftiger Körper zunächst durch den Antikörper gebunden wird
(Prototoxoide) oder dass ungiftige Körper parallel mit den eigentlichen Toxinen
gebunden werden (Syntoxoide). Die erst nach der Bindung der eigentlichen
Toxine gebundenen weniger giftigen oder ungiftigen Stoffe werden Toxone
(auch Epitoxoide) genannt. Je nach den relativen Mengen und der Avidität
der verschiedenen Bestandteile der Giftlösungen kann der Erfolg der Zugabe
einer gewissen Menge Antikörper ganz verschieden ausfallen.
Tn bezug auf die Immunkörper nimmt Ehrlich an, dass dieselben
einerseits mit der Zellengattung, unter dessen Einwirkung sie entstanden sind,
sich verbinden und andererseits auch mit den Komplementen. Sie dienen also
dazu, die Komplemente, welche die eigentliche Giftwirkung ausüben, an die Zellen
zu verfestigen (Ambozeptoren), Die Immunkörper entsprechen also der hapto-
phoren Gruppe bei den Antitoxinen und die Komplemente der toxophoren. Nach
der Ansicht von Bordet wirken die Immunkörper in der Weise auf die Zellen
ein, dass die letzteren gegen die Komplemente empfindlich werden (Sensibili-
sator e n).
Der Theorie von Ehrlich gegenüber vertreten Arrhenius und Madsen
die Ansicht, dass die Verbindung zwischen Toxin und Antikörper zwar chemi-
scher Natur ist, aber dass deren Bildung nicht bis zum Verbrauch des einen
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