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Tierische Oxydationen. 7
Nach der jetzt herrschenden Ansicht, welche auf die Arbeiten von Bach,
Manchot, Engler und Mitarbeitern^) basiert, wirkt ebenfalls der Sauerstoff
bei der Autoxydation in erster Linie als ganzes, intaktes Molekül. Nach (jationdm-ch
Engler und seinen Mitarbeitern sollen hierbei wenigstens in den einfachsten
Fällen („direkte Autoxydation“ nach Engler) die Sauerstoffmoleküle zunächst
mit dem aktivierenden Stoffe (A) zu einer peroxydartigen Substanz zusammen-
treten, welche darauf von den zwei Sauerstoffatomen die Hälfte, also ein Atom
Sauerstoff, an einen Akzeptor (B) abgeben kann.
A -|- O2 = AO2 und AO2 + B = AO -f BO.
Das Auftreten eines Peroxydes ist hierbei wenigstens für gewisse Fälle, wie für Dime-
thylfulven CgHio, wo das Peroxyd CgHioOi auftritt (Englek), bewiesen worden. Die Autoxy-
dation kann aber auch in anderen Fällen, wie bei Oxydation der vonMANCHOT^) untersuchten peroxyd-
Hydroverbindungen, z. B. des Oxanthranols, nach dem Schema AH2 -|- O2 == A -f- H2 O2 ,
bildung.
also unter Bildung von Hydroperoxyd, in anderer als der von Traube gedachten Weise, veidaufen.
Ob und, in dem Falle, in welchem Umfange eine Peroxydbildung bei den
Oxydationen in den lebenden Zellen zustande kommt, steht aber noch dahin.
Die Möglichkeit einer Entstehung von Peroxyden, auch Hydroperoxyd, bei
tierischen Oxydationen wird jedoch allgemein zugegeben und Chodat und
Bach^) haben bei Pflanzen eine Peroxydbildung sehr wahrscheinlich gemacht.
Wenn aber bei solchen Oxydationen Hydroperoxyd entstehen würde, soll dem
letzteren jedoch nach Loew keine weitere physiologische Bedeutung zukommen, Peroxyde in
denn die tierischen und pflanzlichen Zellen enthalten besondere, von ihm Ka-
talasen genannte Enzyme, welche das Hydroperoxyd unter Entwickelung von
molekulärem Sauerstoff rasch zersetzen. Die physiologische Bedeutung der
Katalase soll auch nach Loew^) gerade die sein, die Zelle gegen das als Proto-
plasmagift wirkende Hydroperoxyd zu schützen, eine Ansicht, deren Berechtigung
von vielen Forschern anerkannt, von einigen Seiten aber bestritten worden ist.
Loew®), welcher ebenfalls die Ansicht von einer Aktivierung des Sauer-
stoffes unter Freiwerden von Sauerstoffatomen bekämpft, sucht die Ursache
der Oxydationen in der labilen Beschaffenheit des Protoplasmaeiweisses. Die
lebhafte Bewegung der Atome innerhalb des aktiven Eiweissmoleküles wird auf Die Ansieht
den Sauerstoff und die zu oxydierende Substanz übertragen, und wenn hierdurch
die Lockerung der Moleküle bis zu einem gewissen Grade stattgefunden hat,
kommt durch die chemische Affinität die Oxydation zustande. Die Ursache
1) Engler und Wild, Ber. d. d. ehern. Gesellsch. 30; Bach, Le Mouit. scientif. Juillet
1897 und Compt. Eend. 124; Manchot, 1. c.
Verhandl. d. Phys. med. Gesellsch. zu Würzburg. N. F. Bd. 39.
•’)
Ber. d. d. ehern. Gesellsch. 35 u. 3G.
*) Loew, U. S. Dep. of agricult. Eep. Nr. 68. Washington 1901 und Ber. d. d. ehern.
Gesellsch. 36; vergl. ferner Chodat u. Bach 1. c., Bach, Monit. scientif. (4) 20. Kastle
u Loevenhart, Ainer. ehern. Journ. 29; Herlitzka, Chem. Zeutralbl. 1908. I; Edler,
-
ofmeisters Beiträge 7, und besonders O. Loew, Zentralbl. f. Bakteriol. 21. Abt. 2, wo man
die Lituratur findet.
®) Die chem. Energie d. lebenden Zellen. 2. Aufl. Stuttgart 1906.
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