Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 6. Das Blut - III. Das Blut als ein Gemenge von Plasma und Blutkörperchen
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Gewebsextrakte und Blutgerinnung. 303
gegenüberstehen. Nach der einen (Alex. Schmidt, Arthus, Morawitz u. a.)
wirken sie nicht wie Fibrinferment, sondern haben eine indirekte Wirkung. Nach
der anderen (Pekelharing, Huiskamp, Delezenxe und LoerI) sollen sie
Thrombin oder jedenfalls analog wirkende Stoffe sein.
L. Loer2), welcher umfassende Untersuchungen über die Blutgerinnung,
meistens bei den Krustazeen, ausgeführt hat, ist zu folgender Ansicht gelangt.
Die Gerinnung bei den Krustazeen kann nach ihm zweierlei Art sein. Es
kann teils eine Agglutination der Amöbozyten und teils eine Fibrinbildung auf
Kosten eines Fibrinogens in dem Plasma stattfinden. Diese letztere Gerinnung
soll im wesentlichen derselben Art wie die bei Wirbeltieren vorkommende sein, suohungen.
Die hierbei gerinnungserregend wirkende Substanz ist aber auch bei Abwesenheit
von Kalksalzen wirksam und verhält sich also wie ein Thrombin. Die Gewebe
enthalten gerinnungsbeschleunigende Bestandteile, von Loeb Koaguline ge-
nannt, die nicht mit den Koagulinen der Blutgerinnsel und des Blutserums iden-
tisch sind, und diese Koaguline sollen ebenfalls, wenn auch nur bei Gegenwart
von Kalksalzen (wenn Verf. die Arbeiten LoEbs richtig verstanden hat) direkt auf
das Fibrinogen koagulierend wdrken. Nach Loeb wirken die Gewebskoaguline
jedenfalls nicht als Kinasen bei den Wirbellosen, und er findet es auch wenig
wahrscheinlich, dass sie bei den Wirbeltieren als Kinasen wirken sollten. Unter
günstigen Umständen kann zwar die Kombination von Blut und Gewebskoa-
gulinen stärker wirksam sein als die Summe der Einzelwirkungen. Dass dies
von einer Aktivierung durch eine Kinase herrühren sollte, ist allerdings eine
Erklärungsmöglichkeit, ist aber nach Loeb nicht bewiesen.
Die Koaguline aus Blut sind, wie oben erwähnt, nach Loeb verschieden von den Ge-
webskoagulinen. Die ersteren zeigen keine Spezifität, wenn nicht etwa zwischen Wirbellosen Spezifität,
und Wirbeltieren. Die letzteren haben dagegen, in ihrer Wirkung auf das Blut, wenigstens
bei voneinander weiter entfei’nten Tierarten eine gewisse Spezifität.
Über die Wirkungsweise der, übrigens ihrer Natur nach vollständig unbe-
kannten gerinnungsbeschleunigenden Gewebsbestandteile differieren also die An-
sichten bedeutend, und es herrscht überhaupt auf diesem Gebiete eine grosse
Unklarheit.
Wenn man annimmt, dass die Thrombokinase nicht im Plasma vorkommt
sondern erst unter dem Einflüsse eines als Reiz wirkenden Fremdkörpers ent-
steht, so ist es etwas schwer zu verstehen, warum das, aus einem in paraffinierte
Gefässe aufgesammelten, rasch und kräftig zentrifugierten Blute erhaltene, von
‘
Formelementen vollständig befreite Plasma in einem paraffinierten Gefässe
lange flüssig bleibt, während es in einem gewöhnlichen Glassgefässe gerinnt.
Dieser Schwierigkeit wie auch der Wirkung der alkohoUöslichen zymoplastisehen
Substanzen (Alex, Schmidt) hat P. Nolf versucht durch seine Theorie gerecht
zu werden.
’) Huiskamp, Zeitschr. f. physiol. Chem. 34 u. 39 ;
Delezenne, Arch. de Physiol.
1897 ; Loeb, Bioch. Zentralbl. 6, S. 829 u. 889.
*) The medic. News, New York 1903 und ViECnows Arch. 176 ;
Hofmeisters
Beiträge 5, 6, 8, 9 und Bioch. Zentralbl. 6, S. 829 u. 889.
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